Seit dem Frühjahr des Jahres 2001 gibt es die Zusammenarbeit von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) der Ostseeregion im Rahmen des NGO-Ostseenetzwerks. Auch für deutsche Teilnehmer/innen haben sich eine Reihe neuer Projektideen aus den jährlichen Veranstaltungen ergeben (siehe Projektbeispiele unten). Die BALTIC NGO FOREN waren dabei immer ein Ort des Zusammentreffens von Gleichgesinnten und der Diskussion aktueller Themen. Auch durch die EU-Erweiterung hat sich diese regionale Kooperation nicht erübrigt - auch deshalb, weil Russland in das NGO-Netzwerk voll einbezogen ist, und auch Probleme benachbarter Regionen (z.B. Belorussland, Ukraine) immer mit aufgenommen wurden.
In einigen der Ostseeanrainerstaaten müssen NGOs mit schwierigen Situationen fertig werden - teilweise wegen unsicher demokratischer Strukturen, teilweise wegen ökonomischen und sozialpolitischen Schwierigkeiten in den betreffenden Ländern. Deshalb sind vielfach Förderprogramme aufgelegt worden, die aktive Bürgergruppen unterstützen sollen. Auch der Aufbau und die Beteiligung an internationalen Netzwerken bedarf Unterstützung - mit dem Ziel einer friedlichen, möglichst umweltfreundlichen, sozial ausgeglichenen und zukunftsorientierten Entwicklung der Ostseeregion.
Ausgerechnet in Deutschland fehlt es an öffentlicher Unterstützung für die NGO-Ostseearbeit. Die koordinierende Arbeit für das NGO-Ostseenetzwerk musste 5 Jahre lang ehrenamtlich bewältigt werden. Nur selten interessieren sich Medien, Stiftungen, öffentliche Institutionen oder Politiker/innen sich für die deutschen NGOs, die sich im Ostseeraum engagieren. Was mögen die Gründe sein? Einige Thesen dazu liegen nahe:
1) In Deutschland wird die Ostseekooperation weitgehend vernachlässigt oder gar ignoriert (trotz mancher anderslautender Bekundungen bei entsprechenden öffentlichen Anläßen).
2) Der Irrtum ist weit verbreitet, die allgemeine Kooperation innerhalb der erweiterten Europäischen Union würde sowieso an die Stelle der Ostseekooperation treten können.
3) Es gibt zuwenig Projekte, die verbandsübergreifend jedes zivilgesellschaftliche Engagement unterstützen und interkulturellen, internationalen Austausch anstreben und fördern.
4) Die Projektförderpolitik für Nichtregierungsorganisationen in Deutschland ist wenig geeignet für den Aufbau unabhängiger, von Bürgerinnen und Bürgern selbst organisierten Strukturen.
5) Die im Rahmen der bisherigen NGO-Ostseekooperation beteiligten Organisationen waren bisher nicht in der Lage, sich auf deutscher Seite zu einem Bündnis zusammenzuschließen, das stark genug wäre um die Strukturen der NGO-Ostseekooperation mit zu tragen.
Seit September 2001 wird die koordinierende Arbeit auf deutscher Seite der NGO-Ostseekooperation vom Verein INFOBALT getragen. Leider müssen wir, aufgrund ehrenamtlicher Arbeitsüberlastung - bei völlig fehlenden finanziellen Fördermöglichkeiten (Bundesländer, Stiftungen, Bundesregierung, etc.) einen Teil unserer bisher kostenlosen Serviceleistungen vorübergehend einstellen. Bis auf weiteres kann leider weder ein Newsletter mit aktuellen Nachrichten zur Ostseekooperation mehr erstellt und an Interessierte versandt werden, noch diese Internetseite so ergänzt werden wie es den bei uns aktuell eingehenden Informationen entsprechen würde.
Interessenten werden gebeten, per Feedback-Formular mit uns Kontakt aufzunehmen. Ideen und Vorschläge, wie deutsche Beiträge zur NGO-Ostseekooperation in Zukunft aussehen könnten, sind sehr willkommen.
Albert Caspari, Verein INFOBALT, NGO Initiative Ostseekooperation / Mitglied im koordinierenden internationalen Komittees des NGO-Ostseenetzwerks, im Dezember 2006
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